Kompostierbar ist gleich biologisch abbaubar?

Eine Frau hält einen Haufen Erde, aus dem eine Pflanze wachst, in den Händen

Was bedeutet kompostierbar und welcher Stoff ist biologisch abbaubar? Wie sieht es dabei mit kompostierbaren Verpackungsmaterialien aus? Und hast du dich schon einmal gefragt, wie Bioplastik verrottet? Wir haben bei Geschäftsführer Roman Kreilberger vom Weinviertler Entsorgungsunternehmen Berthold GmbH nachgefragt.

Kompostierbar und biologisch abbaubar – ist das das gleiche?

Kompostierbar bedeutet, dass sich der jeweilige Stoff durch Mikroben zu Kompost zersetzt und dadurch der Erde wieder zugefügt werden kann. Biologisch abbaubar ist ein Stoff dann, wenn er durch biologische Aktivität (z.B. Mikroorganismen oder Enzyme) zersetzt werden kann. Es bleiben dann lediglich Wasser, Kohlenstoffdioxid und Biomasse zurück. Grundsätzlich ist jeder organische Stoff biologisch abbaubar, es kommt nur darauf an, wie lange ein Stoff braucht, um wieder zu verrotten. Bei Plastik kann das schonmal 400 Jahre dauern. Allerdings sollen auch biologisch abbaubare Verpackungen nicht einfach so am Komposthaufen oder in der Biotonne entsorgt werden. Denn um einen vollständigen Abbau der Verpackung zu ermöglichen, muss der Kunststoff bei mind. 60 °C erhitzt werden und dies ist nur in industriellen Kompostieranlagen möglich. Doch auch dort ist es mit Bioplastik nicht ganz so einfach, wie man meint.

Landet Bioplastik tatsächlich im Kompost?

Roman Kreilberger erklärt, dass es für Entsorgungsunternehmen so gut wie unmöglich ist, am ersten Blick normalen Kunststoff von kompostierbarem Kunststoff zu unterscheiden. Das liegt vor allem daran, dass optisch kein Unterschied erkennbar ist. Auch die Verschmutzung innerhalb des Bioabfalls macht es schwierig, Bioplastik und gewöhnliches Plastik auseinanderzuhalten. Zudem gibt er zu bedenken, dass wir nicht wissen, welche Farben beispielsweise beim Aufdruck der Verpackungen verwendet wurden bzw. welche Zusammensetzungen das Bioplastik hat und ob dieses überhaupt biologisch ist.

Dies bedeutet also: Jeder Kunststoff, der im Bioabfall landet (ob Bioplastik oder normaler Kunststoff), wird automatisch noch vor der Kompostieranlage händisch aussortiert. Darunter befinden sich auch die beliebten Bioplastiksackerl. Die aussortierten Kunststoffverpackungen werden dann mit dem normalen Kunststoff weiterverarbeitet bzw. entsorgt. Dies alles erzeugt einen enormen Mehraufwand und infolgedessen auch Mehrkosten in der Abfallwirtschaft. Und vor allem ist es ein Irrglaube, dass die vermeintlich abbaubaren Kunststoffverpackungen irgendwann wieder in deinem Garten als frische Komposterde landen.

Kompost ist nicht gleich Kompost

Um hochwertigen Kompost herstellen zu können, braucht es viel Erfahrung und genaue Analysen, so Roman Kreilberger. Der Bioabfall muss zwischen 8 und 12 Wochen lang immer wieder gewendet, vermischt, gesiebt und gefiltert werden. Und dabei erhält das Entsorgungsunternehmen wertvolle Unterstützung von einer Vielzahl kleinster Lebewesen. Denn in einem Fingerhut Kompost leben unglaubliche 370 Millionen Mikroorganismen, die dazu beitragen, dass aus Bioabfall wieder wertvolle Erde wird. Achte also gut darauf, was du in deiner Biotonne bzw. deinem hauseigenen Kompost entsorgst. „Wir sollten uns immer die Frage stellen: Was wollen wir unserer Erde als Wertstoff wieder zurückführen?“, meint Roman Kreilberger.

 

Quelle: www.biorama.eu vom 12.02.2021